Wettbewerb Stadtarchiv
Wolfratshausen // 2013
Erweiterung Archiv mit Neugestaltung Loisachufer, 3. Preis
Grundgedanke des Entwurfes für das Archiv ist die Durchlässigkeit von der Stadtkante zur Loisach.
Das neue Archiv befindet sich ausschließlich im Obergeschoß. Das Erdgeschoß des ehemaligen Archives tritt nur noch als Sockel in Erscheinung. Die Uferzone wird damit so weit wie möglich freigespielt. Eine Fokussierung auf das Obergeschoß bringt auch Vorteile im Hinblick auf die internen Raumzusammenhänge und den Schutz vor Hochwasser. Der komplette öffentliche Bereich ist von nur einer Person überblickbar.
Der neu gestaltete Uferbereich zieht sich bis unter den neuen Baukörper und verdichtet sich dort zur Treppe, die über das Patio in das Archiv leitet. Das Ineinanderfließen von Stadt, Uferbereich und Archiv wird durch die überstehenden Holzlamellen zum Eingang des Archives unterstützt. Das „Eintauchen“ in das Gebäude zitiert damit auch das räumliche Erleben der Passagen und Innenhöfe zwischen Obermarkt und Loisachufer.
Auf ein Kellergeschoß wurde bewusst verzichtet. Der Bau eines Kellers als Lagerfläche scheint in unmittelbarer Nähe zur Loisach unangemessen aufwendig, hier könnten preiswertere Flächen organisiert werden. Die Option für ein Kellergeschoß besteht dennoch, der Anschluss an die darüber liegenden Geschosse kann durch Aufzug und Treppe hergestellt werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Technikraum. Dieser wurde entgegen der Auslobung in den ehemaligen Räumen des Archivs im Erdgeschoß untergebracht, kann dort unkompliziert installiert werden und wird im Falle technischer Pannen nicht zur Gefahr für die Magazine. Jedoch gibt es auch hier die Option, diesen Raum, zusammen mit dem Lager 1, als Erweiterung des Erdgeschosses anzuschließen.
Das bestehende Erdgeschoß wird mit einer Betonwand ummantelt. Diese dient sowohl als Vorsatzschale für die neue Dämmung, als auch als Tragkonstruktion zur Aufnahme der Lasten des darüber liegenden Obergeschosses.
Das Obergeschoß zeigt sich als geschlossener Körper, der fast ausschließlich über das Patio und einem Fenster zum Fluss belichtet wird. Die Holzschalung als vorgehängte Fassade gibt diesem weitestgehend fensterlosen Baukörper Struktur und Transparenz. Das aus dem Bereich des bäuerlichen Bauens entliehene Muster der Holzlattung wird in seiner Reihung und Entfremdung zu einer abstrakten Fläche mit subtilem Wiedererkennungswert beim Annähern an das Gebäude. Durch die sich verändernden Abstände der Holzlatten gibt diese Vorhangfassade mehr oder weniger Farbe der dahinterliegenden Wand frei, erzeugt vor den Fenstern schmale Durchblicke, ersetzt einen sommerlichen Wärmeschutz und wirft bei Sonneneinstrahlung ein Schattenspiel in das Gebäudeinnere. Im unteren Bereich steht die vorgehängte Fassade über und bildet einen transparenten, fließenden Übergang von Stadt und Uferzone zum Gebäude des Archives.
Die Oberfläche der Lärchenbretter wird durch Beflammen angekohlt und zeigt sich in einer schwarzbraunen Farbe mit außergewöhnlicher Struktur. Dieses alte Verfahren ist ein traditioneller Holzschutz und benötigt so gut wie keine Pflege und Instandhaltung.
Auftraggeber: Stadt Wolfratshausen
Team: Enrico Schreck, Michael Spindler (www.arge2.de), Martin Schmöller